Kunstmuseum Basel: LED-Fries am Erweiterungsbau
Zeitgenössische Intepretation des klassischen architektonischen Fries
Rings um den Neubau des Basler Kunstmuseums ist ein leuchtender Streifen geplant. Vor kurzem hat der Kanton den Auftrag für den LED-Fries an der Fassade des Erweiterungsbaus ausgeschrieben. Gesucht wird eine Firma, die technisch umsetzen kann, was als Lichtkonzept bereits vorliegt: Durch die Installation von mehreren hunderttausend LED soll das Gebäude «von innen heraus leuchten», wie es in der Beschreibung heisst. Bis Anfang April gehen Offerten für die technische Umsetzung ein und im Verlauf dieses Jahres wird die zuständige Baukommission einen Entscheid über die Ausstrahlung der Fassade fällen.
170 Meter langes Leuchtband in einer Höhe von 12 Metern
Auf den LED-Fries angesprochen, stellt Architekt Emanuel Christ gegenüber dem «Sonntag» eines sofort klar: «Es geht hier nicht um eine Leuchtreklame, und auch nicht um eine Leuchtschrift wie über dem Eingang des Stadttheaters oder des Kultkinos», sagt er. Die Lichtinstallation sei Teil der Architektur. Das Büro Christ & Gantenbein habe damit ein klassisches architektonisches Element weiterentwickelt: den Fries als Zierband, das den Baukörper gliedert. «Mit dem Einsatz von Licht haben wir eine zeitgenössische Form für dieses Element gefunden», sagt Christ.
Valentin Spiess von der Firma Iart AG, der die Architekten beim Lichtkonzept beraten hat, ergänzt: «Die LED werden nicht direkt nach aussen strahlen. Sie sind so angebracht, dass das Mauerwerk das Licht diffus reflektiert. So entsteht der Eindruck einer von innen nach aussen durchlässigen Wand.»
Auf dem LED-Fries des Kunstmuseums werden sich auch Schrift und Filme darstellen lassen. So steht es in der Ausschreibung, und so zeigen es auch Modelle des Erweiterungsbaus. Das legt die Vermutung nahe, dass dennoch – ähnlich wie bei einer klassischen Leuchtreklame – die Namen der aktuellen Kunstmuseums-Ausstellungen über den Fries ausgestrahlt werden, oder sogar Filme im Zusammenhang mit dem Programm auf der Fassade ablaufen. Architekt Emanuel Christ sagt: «Natürlich ist das für besondere Fälle denkbar. Aber der Fries ist nicht in erster Linie als Kommunikationsmittel gedacht.» Allerdings: «Die Fassade wird am Ende von den Nutzern des Gebäudes bespielt und nicht von den Planern», sagt Valentin Spiess, und Emanuel Christ räumt ein: «Natürlich muss eine Museumsleitung da Freiheiten haben.»
Diese lassen sich allerdings begrenzen: Je nach Programmierung bleiben mehr oder weniger Möglichkeiten zur Nutzung der LED offen. Christ sagt: «Wir sind im Moment daran, die typografischen Vorgaben zu entwickeln, die für den Fries zur Verfügung stehen». Das heisst, es werden bestimmte Schriften und grafische Muster festgelegt, die mit den Lichtpunkten auf dem Fries dargestellt werden können. Von vornherein ausgeschlossen ist bei den Leuchtelementen der Einsatz von Farbe: Die Ornamente und Buchstaben auf dem Fries werden in weissem Licht leuchten, dessen Intensität je nach Sonneneinstrahlung variieren wird.
Beim Kunstmuseum, wo Interesse an einer zusätzlichen, multimedialen Werbefläche am eigenen Haus bestehen könnte, hält man sich mit Wünschen zurück: Der kaufmännische Direktor René Charles lässt über die Medienstelle ausrichten, das Bespielungskonzept des Fries sei noch nicht detailliert geklärt, Fragen dazu würden erst im Rahmen der Kommunikationsstrategie für 2016 beantwortet.
Interaktive Nutzung?
Technisch könnte die Nutzung des LED-Fries noch weit über den Einsatz von Schrift, Filmen und Grafiken hinausgehen. Valentin Spiess entwirft in einem Aufsatz für die Publikation «Urban Media Cultures» (Av Edition 2012) Ideen für eine interaktive Nutzung. Zum Beispiel könnten auf dem Fries Museumsbesucher sichtbar werden, die in der Ausstellung gefilmt und zeitversetzt auf das Leuchtband auf der Fassade projiziert werden. Ein Besucher, der das Museum verlassen hat, könnte sich so möglicherweise selbst auf dem Fries beim Betrachten von Kunstwerken zusehen. Eine andere Variante wäre, dass Künstler selbst Arbeiten auf dem Fries realisieren.
Die Ideen zur interaktiven Nutzung sind vorerst Gedankenspiele – doch sie passen zum Trend multimedialer, interaktiver Fassaden. In Basel dürften sie vorerst nicht umgesetzt werden. Neben der Intention des Architekten, den Kunstmuseum-Fries «kultiviert und zurückhaltend» zu bespielen, könnten Datenschutz-Überlegungen eine interaktive Nutzung verkomplizieren. Ganz zu schweigen von den Kosten. Von diesen hängt es denn auch ab, ob der LED-Fries tatsächlich wie geplant gebaut wird. Kostenschätzungen gibt das Baudepartement nicht bekannt, um die laufende Ausschreibung nicht zu beinflussen.
Quelle: http://www.basellandschaftlichezeitung.ch (Miriam Glass, 13.3.2013)