Projekt «Zürich Transit Maritim»

Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum

Eines der umstrittensten Kunstprojekte der vergangenen Jahre nimmt Gestalt an: Die ersten der 26 Teile des Hafenkrans sind an der Limmat angekommen und werden in rund 10 Arbeitstagen montiert.

Spätestens bis zum Sechseläuten Ende April soll der 90 Tonnen schwere Hafenkran stehen. Am 10. Mai wird die «Freilegung des Hafenkrans» mit einem Festakt gefeiert. In der ganzen Stadt wird ab dem 10. Mai einmal wöchentlich ein lautes Schiffshorn ertönen, das laut Morgenthaler «die unmittelbare Emotion Meer» vermitteln soll. Neun Monate nach dem Festakt wird der Stahlriese verschrottet. Das Schiffshorn jedoch erklingt weiter: Es soll auch in den sechs darauf folgenden Monaten noch zu hören sein.

«Der Rostocker Kran ist sinnigerweise fast genau so alt wie das Ringen um die Gestaltung der Terrasse, die seit dem Abbruch der Fleischhalle 1962 ihre Bestimmung sucht. Vor einigen Jahren stellte der Stadtrat ein Projekt für einen Glaskubus zurück und schrieb einen internationalen Kunstwettbewerb aus mit dem Auftrag, mit einem temporären «innerstädtischen Eingriff» den Blick auf das Herz von Zürich zu lenken. Es siegte «Zürich Transit Maritim».

Natürlich soll also nicht der Kran als Kunst gelten, sondern in alter surrealistischer Tradition das Kombinieren mit scheinbar artfremdem Umfeld. Dass mit diesen konventionellen Mitteln Debatten ausgelöst wurden, wie sie dem Zürcher Kulturleben selten vergönnt sind, mag erstaunen. Dass die Szenerie ein «Kino in den Köpfen» auslösen wird, wie es die Initianten prophezeien, kann man sich durchaus vorstellen. Selbst der SVP hat das Projekt schon ungeahnte Kreativitätsschübe beschert im Kampf gegen ungehemmte Einwanderung: Sie geisselte das Projekt mit Verweis auf die Gefahr eingeschleppter Pilze und anderer gebietsfremder Organismen, und sie will mit einer Zonenplanänderung künftig Aktionen dieser Art verhindern.
Quelle: Neue Zürcher Zeitung vom 08.04.2014, S. 13 (Urs Bühler)

Die Stadt will mit dem Kran eine spannende Diskussion über Kunst im öffentlichen Raum anstossen. Zuletzt haben Bürger noch versucht, das Projekt mit einer Volksinitiative zu verhindern, die von über 6000 Zürchern unterschrieben wurde. Wann darüber abgestimmt wird, ist noch unklar. Wahrscheinlich wurde der Kran bis dahin wieder abgebaut.